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Ihr wart noch nie auf einer frivolen Party, seid eher 45 als 25? Ihr habt einen guten, nicht super modernen Musikgeschmack, und ihr seid ein wenig schüchtern? Dann geht es euch wie mir bis Ende letzter Woche. Und vielleicht ist das Format Kunst und Sünde (KuS) der passende Einstieg auch für Euch. Für mich und eine meiner Freundinnen passte es zumindest perfekt.

Um letzte Hürden abzubauen, schreibt der Anfänger Euch mal schnell ein paar Anfänger-Tipps auf. 

Das Outfit – Alles außer Jeans und T-Shirt

Für mich die erste große Frage: Was anziehen? Der Hut war gesetzt. Ich trage immer Hut. Aber sonst? Mehr durch Zufall hatte ich ein paar Wochen vor der Party entdeckt, dass ich im Smoking ziemlich sexy aussehe, wenn ich das passende Darunter trage. Für dieses Darunter hatte ich diverse Alternativen im Blick. Immer stand die Frage im Raum: Ist das frivol genug? Viel Haut zeigt ein Smoking ja nicht.

Im Nachhinein war alle Sorge überflüssig. Auf der Kunst und Sünde geht alles vom gut sitzenden Anzug über Lack und Leder, lustige Kostüme, bis hin zu einfach nackt. Ich habe den Smoking schließlich mit einem schwarzen schulterfreien Top in Latex-Optik kombiniert. Dazu sehr schicke Leder-Flipflops und lackierte Nägel. Das Top kam übrigens inklusive letzter Party-Tipps auf den letzten Drücker auf der Suche nach Dessous für sie bei SH-Dessous an Bord. Danke, Sandra.

Die Location

Wer wie ich wenig Bezüge zur SM-Szene hat, dem flößt vielleicht die Hamburger Location – das Catonium – etwas Ehrfurcht ein. Hier hat sich gezeigt: überflüssig. In Kunst und Sünde-Aufmachung ist das Catonium ein übersichtlicher und ganz leicht barocker Club mit zentraler Tanzfläche im Erdgeschoss und zwei Galerien mit weiteren Bars und schönen Sitzgelegenheiten. Wer es nicht drauf anlegt, jede Ecke zu inspizieren, kann die Party nach vier Stunden verlassen, ohne expliziten Sex – geschweige denn „extremen“ Sex – gesehen zu haben.

Ankommen

Screenshot der KUS-Seite

Die Party startet um 22 Uhr. Es ist überhaupt nicht uncool, einigermaßen pünktlich zu kommen. Durch die lange Schlange an der Garderobe ist man ohnehin nicht direkt drinnen. Trotz des Andrangs läuft es an Kasse, Garderobe und Einlass sehr entspannt bis gut gelaunt. Learning hier: Lasst alles zu Hause, was ihr nicht braucht. Auch Smartphones und Kreditkarten. Ich trenne mich sonst nie weder vom einen noch vom anderen. Trotzdem werde ich mich für die nächste Party mit Bargeld ausstatten und vielleicht einen warmen Mantel für die Anreise anziehen. Außerdem praktisch: Eine gut schließende Tasche für zweite Outfits, die man an der Garderobe abgehen mag.

Stimmung: Gelassen

Für mich war der Start im Catonium ideal. Kurz umschauen. Ein erstes Bier trinken und dann direkt auf die Tanzfläche. Tanzen. Die Musikauswahl kam mir sehr entgegen. Auch die Stimmung, die sich wohl am besten mit „äußerst gelassen“ beschreiben lässt. Ich hatte nicht eine Sekunde lang das Gefühl, ich oder jemand sonst wäre fehl am Platz. Der Umgang miteinander: respektvoll, achtsam und offen. Viel besser als auf den meisten „normalen“ Tanzflächen. Wäre ich unversehens auf dieser Party gelandet, hätte ich mich allenfalls darüber gewundert, dass ein Teil der Gäste etwas spärlich bekleidet ist. Im Laufe des Abends kam die Freude dazu, dass man auf der Tanzfläche hemmungslos knutschen und fummeln kann. Ganz ohne dabei unter neidvoller Beobachtung dämlicher Macker am Beckenrand zu stehen.

Was ist mit Sex?

Auf der Kunst und Sünde sind einvernehmliche explizite sexuelle Handlungen ausdrücklich erwünscht. Und natürlich finden sie statt. Eher zurückhaltend im hellen Licht der Tanzfläche. In den gar nicht so dunklen Ecken und auf den oberen Etagen auch hemmungslos, gleichzeitig aber nie aufdringlich. Man kann sich in der Nähe entspannt unterhalten ohne ständig das Gefühl zu haben, man müsse hinschauen oder würde stören. Highlight: Ein Dom, der seine Sub äußerst elegant in einen Käfig einwebt und sie dann mit dem Womanizer befriedigt.

Und sonst – Geht nicht allein hin

Gerade beim ersten Mal ist es sicher eine gute Idee, mit jemandem zu kommen, mit dem man am Ende auch wieder gehen möchte. Das nimmt den Druck, jemanden abschleppen zu müssen. Für meine Partnerin war es zudem entspannend, dass sie trotz ihres extrem heißen Outfits ganz offensichtlich nicht ohne weiteres zur Verfügung stand. Davon, dass sie am Ende nicht mit mir allein ins Hotel gefahren ist, wird sie vielleicht an anderer Stelle einmal selbst berichten.

Fazit

Wow! Was für ein Nacht. Es war eine Mischung aus Neugier und Pflichtgefühl, die mich zur Kunst und Sünde gebracht hat. Motto: Try everything once. Und jetzt bin ich angefixt und frage mich: “What’s next?”

 

Übrigens: Bei meinen Recherchen für den Artikel bin auch auf diesen tollen Text der wunderbaren Isabel Bogdan gestoßen. Sie hat sich offensichtlich genauer umgeschaut.

Update: Erst nach der Veröffentlichung habe ich gesehen, dass Gastautorin Ute bei Lvstprinzip über ihren ersten Besuch bei Kunst und Sünde in Berlin Frankfurt berichtet.

Bildquelle: The Metropolitan Musuem of Art (Public Domain)